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66. Mitgliederinformation

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Liebe Vereinsmitglieder, liebe sonstige Vereinsförderer,

ja – wir sind wieder zurück aus Sri Lanka. Wohlbehalten, erfolgreich und mit dem Gefühl, dass unsere „Rosenkinder“ Hilfe auch die lange Corona-Zeit in Sri Lanka gut überstanden hat bzw. wir uns eher verstärkt einsetzen sollten. Gut überstanden hat allerdings das Land insgesamt diese lange Phase von fast 2 Jahren nicht. Immer wieder Lockdown und insbesondere keine Einkünfte aus dem Tourismus haben das Land zurückgeworfen. In so einer Situation mit fehlenden staatlichen Einnahmen, insbesondere Devisen, kann wohl ein Schwellenstart seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen. Außerdem rächt es sich, dass viele, viele Infrastrukturprojekte des letzten Jahrzehnts mit Krediten insbesondere aus China finanziert wurden. So gehen nach Presseangaben 2/3 aller staatlichen Einnahmen für diese Kredite zurück an China. Sinnvolle Infrastrukturprojekte wie Straßenbau, Versorgungsstrukturen aber auch Umweltschutz leiden aktuell. Auch durch Fehler der Vergangenheit wie ein unnützer zweiter „International Airport“ und Hafen im Süden des Landes. Beides nicht oder wenig genutzt. Über die gerade auch aus Krediten entstandene eindrucksvolle Hafen-City in Colombo als weiteres sinnloses Projekt für das „gemeine“ Volk gar nicht zu reden. Die Bevölkerung badet die aktuelle Finanzkrise verbunden mit Importverboten mit eklatanten Preiserhöhungen für Dinge des täglichen Lebens aus.

Für viele unbezahlbare frische Lebensmittel, Gas zum Kochen sind die Folge. Auch tägliche mehrstündige Stromsperren, weil die Kraftwerke kein Gas mehr haben sind die Folge . Dadurch auch nur wenig Benzin und Diesel an den Tankstellen mit tageweisen Schließungen und langen Schlangen an den anderen Tagen. Trotzdem bleibt Sri Lanka ein wunderschönes Land mit netten, freundlichen Menschen, halt unser Land der „Rosenkinder“.
Den aktuellen besonderen Umständen geschuldet war die Rosenkinder Delegation aus Deutschland nur sehr klein. Über unsere vielfältige Projektarbeit, die Erfolge und wo wir nachlegen bzw. neues Terrain uns vorgenommen haben wird im Folgenden berichtet:

1. Laufendes Projekt „Rosenkinder“ Patenschaften in Zusammenarbeit mit dem Lions Club Aluthgama/Bentota

Wir unterstützen aktuell in der gerade angelaufenden sechsmonatigen Förderperiode 74 Kinder/Jugendliche. Davon haben wir im Laufe unserer diesjährigen Reise 6 neue „Rosenkinder“ getroffen und in den Kreis der dauerhaft Geförderten aufgenommen. Die Schulen und fast auch alle Universitäten sind jetzt wieder geöffnet nach fast 1 ½ Jahren weitgehender Schließung. Dabei soll es trotz weiter Corona im Lande nach offiziellen Verlautbarungen auch bleiben. 24 „Rosenkinder“ erhalten aktuell eine Grundschul- oder o-level/Realschulförderung. 13 „Rosenkinder“ sind in der rund zweijährigen Vorbereitung auf ein a-level/Abitur-Examen. Stolze 34 Studenten fördern wir aktuell und 3 weitere „Rosenkinder“ warten auf die Ergebnisse ihrer Examen bzw. den Studienstart. 35 unserer „Rosenkinder“ haben wir persönliche getroffen während unseres Aufenthalts. Die geplante Reise nach Kotapola bzw. zu den rund 40 „Rosenkinder“ in dieser abgelegenen Region musste leider ausfallen, weil durch einen massiven Corona-Ausbruch im Tempel in Kotapola ein zu organisierendes Treffen nicht möglich war. Insofern mussten wir mit Dooland unserem Helfer vom Lions Club die notwendigen Informationen zur Fortführung der Förderung dieser „Rosenkinder“ aus der Region telefonisch erfragen. Das Bild zeigt hier den Abschluss unseres Treffen im Briefgarden am 16. Februar. Zu den „Neuen“ neben 5 Grundschülern gehört auch die 22jährige Vasana Sandamali. Ein äußerst begabtes Mädchen mit einem guten a-level, einer Studienplatzzusage und dem Wunsch Lehrerin zu werden.


Da das Mädchen aus einer sehr armen Familie stammt und eine staatliche Förderung nicht gewährt wurde, ein weiterer typischer Fall für eine Förderung durch uns. Wir haben das Mädchen aus Ratnapura begleitet von ihrem erblindeten Vater bei unseren Besuch im Rosenkinder Hostel in Panadura getroffen. Sie hat 4 Geschwister, bei der älteren Schwester, die nördlich von Colombo wohnt, will sie während des Studiums wohnen und dann zur Uni pendeln. Für den Lebensunterhalt der restlichen Familie im fernen Ratnapura sorgt die Mutter als Raumpflegerin. Eines der Geschwisterkinder ist auch noch geistig behindert und bedarf besonderer Fürsorge. Über die weiteren Neuzugänge werde ich später berichten.

2. Laufendes Projekt Förderunterricht im Anula Wijerama Children Home in Balapitiya in Zusammenarbeit mit dem All Ceylon Buddhist Congress (ACBC)

Auch die Mädchen Kinderheim in Balapitiya war lange Zeit von Corona und damit Schulschließungen und äußerst komplizierten „Heim-Home-Schooling“ betroffen. Aktuell gehen alle 35 Mädchen wieder zur Schule. Leider haben wir bei unserer Ankunft in Sri Lanka und Planung unserer Besuche erfahren, dass das Heim für Gäste wieder wegen neuer Corona-Fälle in der Region durch die regionale Verwaltung geschlossen wurde. Auch die von uns finanzierten 7 Lehrer durften plötzlich nicht mehr ins Heim. Wir übrigens auch nicht! Das die Mädchen einerseits ihre Lehrer in der Schule treffen konnten, aber andererseits diese für den geförderten Sonderunterricht nicht ins Heim durften, das machte keinen Sinn.
Insofern haben wir diese Situation über ACBC als Träger des Heim eskaliert und siehe da, nach einer Woche durften unsere Lehrer wieder vom Online-Unterricht in den Präsenzunterricht wechseln. Getroffen haben wir zuvor alle 7 Lehrer in einem Hotel in Balapitiya, wie auch das gesamte 7köpfige Komitee. Theoretisch haben wir mit dem Kreis, die aus unserer Sicht notwendigen Verbesserungen für die älteren Mädchen in Schulbegleitung und noch wichtiger in beruflicher Qualifikation vor Verlassen des Kinderheims mit vollendeten 18. Lebensjahr besprochen.
Wir hatten im Vorfeld Kontakt zu zwei ehemaligen Mädchen aus dem Heim in Balapitiya aufgenommen bzw. diese in einem Fall sogar besucht und uns ihre Erfahrungen und Ideen dazu schildern lassen. Die Lehrerschaft zeigte sich sehr engagiert, das Komitee bzw. die Matron noch etwas reserviert zu unserem Vorstoß. Das sollte sich aber ändern, denn bei unserem zweiten Termin durften wir dann auch ins Heim. Wir erlebten nicht nur die Mädchen beim Live-Unterricht der Naturwissenschaften und die Hausarbeitenhilfe für die jüngsten Mädchen, sondern konnten ausführlich mit den 10 ältesten Mädchen im Heim sprechen. Unsere Petra Gerlings hatte mit der Englisch-Lehrerin und der Matron einen schriftlichen Steckbrief über diese Mädchen für uns erarbeitet. Diesen sind wir dann jeweils mit den Mädchen durchgegangen, ihre Erwartungen, Pläne und schulischen Möglichkeiten intensiv mit Teilen des Komitees, der Matron und der Englisch Lehrerin als Übersetzerin besprochen und ein individuelles Ziel festgelegt. In ZOOM Konferenzen alle 3 Monate werden wir jetzt die weitere Entwicklung in diesem Kreis besprechen. Die Technik macht es möglich und wir werden dies Nutzen für eine noch nachhaltiger Förderung der Mädchen in Balapitiya.

3. Laufendes Projekt im Blinden- und Gehörlosenkinderheim in Mahaweewa in Zusammenarbeit mit dem All Ceylon Buddhist Congress (ACBC)

Schon zweimal waren wir in den Vorjahren in Mahaweewa und immer berührt von den Kindern im Heim und der Schule und dem großen Engagement des ehrenamtlichen Komitees. Jetzt und aktuell kam hinzu, dass unser Vereinsmitglied Melanie Bierut als ausgebildete Ergo-Therapeutin im Dezember 2021 und auch noch im Januar 2022 mehr als 14 Tage im Heim gelebt und auch mit den Kindern dort gearbeitet hat. Das hat einerseits uns neue Erfahrungen und Anregungen für unsere Hilfe gebracht und andererseits war es für Melanie und den rund 50 Heimkindern und noch mal rund 50 Schülern von Außerhalb eine großartige Erfahrung.
So konnten wir bei unserem Besuch nicht nur die Kinder treffen, alle 14 staatlichen Lehrer und eine Tanz- und Musikshow erleben. Aus Melanies Erfahrungen haben wir in einer Konferenz mit dem Komitee einen sehr detaillierten Projektplan für das gesamt Jahr 2022 erarbeitet. Fortgeführt wird der Musik- und Tanzunterricht mit einer zusätzlichen Praktikantin, neu hinzu kommt ein Englisch- und IT-Unterricht ebenfalls durch einen Praktikanten, weil der Staat wegen Geldknappheit diesen Unterricht nicht mehr finanziert. Aus dem Gartenbauprojekt der Jahre 2020/2021 konnten wir nicht nur die von uns finanzierte Pilzfarm besichtigen, sondern auch an Ort und Stelle die leckeren Produkte zum Lunch essen. Heute schon vorhandene Überschüsse der Farm werden an die Eltern der Schulkinder von Außerhalb verkauft. Ein zweites Agrar-Projekt auf dem großen Gelände wird jetzt gestartet mit Unterstützung von einem Bio-Gemüsehändler. Es ist eine Bananenfarm, ergänzt mit dem Anbau verschiedener weiterer Gemüse- und Obstsorten zur Selbstversorgung bzw. auch späteren Verkauf. Die Hauptkosten sind für Urbarmachung und Bewässerungsinfrastruktur notwendig. Die reine Arbeit und den Ertrag sollen dann insbesondere die älteren Heimbewohner mit erarbeiten. Aus Melanies Schilderungen rückte dann der überwiegend zerstörte Spielplatz des Heims in den Focus. Dieser bekommt jetzt noch ein großes neues Spielgerät und die übrigen Geräte werden repariert. Insbesondere konnte Melanie mit den Kindern als Ergo-Therapeutin arbeiten. An ihre Erfahrung war auch das nahe Krankenhaus interessiert. In einem Probeprojekt werden die nächsten 6 Monate wöchentlich die Heimkinder weiter eine ergo-therapeutische Behandlung bekommen. Man kann es nur so sagen, aus dem anfänglichen kleinen Hilfen hat sich jetzt ein umfangreiches nachhaltiges Projekt in Mahaweewa entwickelt. Das macht uns stolz, denn gerade diese körperlich benachteiligten Kindern wollen wir gerne intensiver unterstützen.

4. Laufendes Projekt „Rosenkinder Hostel“ beim Vocational Trainingscenter Panadura im Zusammenarbeit mit dem All Ceylon Buddhist Congress (ACBC)

In diesem überaus erfolgreichen Projekt überraschte uns eine neue sehr engagierte ehrenamtliche Führung von ACBC. Nur Dilan der bisherige stellvertretende Vorsitzende blieb in seiner Funktion. Der Besuch in unserem Hostel war eindrucksvoll vorbereitet. Wir bekamen auch für den gerade im Januar neu gestarteten Ausbildungsgang alle erforderlichen Daten der Mädchen schon im Vorfeld wie Name, Alter, aus welchem Kinderheim und natürlich den Ausbildungsgang. Man geht davon aus, dass die Corona-bedingte verlängerte Ausbildung von 6 auf 12 Monate durch dauerhafte Präsenz nicht mehr notwendig ist. Neben den bisherigen Ausbildungsmöglichkeiten von Kosmetik, Haardressing, Schneidern und Textil-Qualitätskontrolle ist jetzt „Day-Care“ neu im Angebot. Dahinter verbirgt sich Baby-Betreuung für die Jüngsten neuen Erdenbürger.
In Sri Lanka ist es üblich bzw. überwiegend wirtschaftlich notwendig, dass die jungen Mütter schon nach wenigen Wochen nach der Geburt in ihren Beruf zurückkehren. Dann bedarf es einer qualifizierten Betreuung für die jungen Erdenbürger.
Was ein schöner Platz mit den verschiedenen Optionen zur Qualifizierung von Heimkindern. Mehr als 150 davon haben wir über die Jahre bereits dort gefördert und zu einem sicheren Arbeitsplatz verholfen.

5. Sonstige Projektvorhaben

Schön und immer wieder eindrucksvoll ist das schon seit vielen Jahren von uns unterstützte Lions Club Projekt „Care for the unborn Child“. Auch beim neu gestarteten Durchgang mit aktuell 5 geförderten Müttern bzw. später den Babys sind wir mit 3 Müttern bei der Finanzierung mit dabei. Bei unserem Besuch im Februar war der Start nach Corona nur beim Privathaus von Lion Sumith möglich. Das nächste Monatstreffen soll dann im Gesundheitszentrum in Kalutara stattfinden. Dann auch wieder mit ärztlicher Betreuung. Nach Termin soll dann auch das erste Baby geboren sein. Insgesamt erhalten die Mütter eine 15monatige Unterstützung in Form von Lebensmittel, später Babyausstattung und eine qualifizierte medizinische und Babybetreuung.

Der All Ceylon Buddhist Congress Dachverband hat auch einen neuen Präsidenten. Mr. Chandra Nimal Wakishta hat dieses Ehrenamt für alle sozialen Funktionen des ACBC im letzten Jahr aufgenommen. Wir haben ihn und seine Führungsmannschaft zweimal getroffen. Einmal im ACBC Hauptquartier und das zweite mal am angedachten Standort unseres zweiten Rosenkinder Hostels in Payagala. Wir hatten die Örtlichkeiten schon vor 2 Jahren besucht, aber Corona hat bisher den weiteren realen Fortschritt verhindert. Das soll sich jetzt ändern. Mr. Wakishta kam mit kleiner Polizeieskorte in Payagala zu dem vereinbarten Treffen. Notwendig nicht wegen seiner Ehrenamtsfunktion, sondern weil er in einem dreiköpfigen Komitee die Aufgabe hat im Staate Korruption, Unterschlagungen und die Einhaltung der Menschenrechte zu kontrollieren. Da gibt es in einem Schwellenland viel zu tun und das ist auch nicht ungefährlich. Um so mehr haben wir uns gefreut, dass er unser neues Vorhaben als persönliches Ziel erklärt hat. Vor 2 Jahren sollte es noch ein Vocational Trainingscenter für Jungen in Hotelberufen sein. Das hat sich jetzt geändert. Nun soll ökologischer Landbau gelehrt werden. Einerseits sehr sinnvoll, weil das Gelände ca. 5 Hektar rings um die vorhandenen Gebäude umfasst. Andererseits hat dies auch etwas mit der wirtschaftlichen Situation in Sri Lanka und der Versorgungssicherheit zu tun.
Aufgrund der Devisenknappheit umfasste im letzten Jahr das Importverbot auch Pestizide und Düngemittel, die vorher sehr intensiv in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Von einem Tag auf den anderen wurde der Einsatz per Gesetz verboten und Sri Lanka wollte sich ganz dem ökologischen Landbau widmen. Dies führte dann aber wegen fehlender Erfahrung bzw. Ausbildung und Produkte zu einem massiven Ausfall der Ernten und in der Folge zu hohen Produktpreisen. Davon konnten wir uns selber beim Einkaufen überzeugen. Die renovierungsbedürftigen aber eigentlich mehr zu entrümpelnden Gebäude hatten sich natürlich noch nicht verbessert. Vorgesehen und bestens geeignet nach einer notwendigen Renovierung für das Hostel und die theoretische Ausbildung. Aber die Grundsubstanz der Gebäude ist gut, nur im sanitären Bereich ist eine Menge zu tun. Mr. Wakishta hat uns bis Ende dieses Monats einen Termin- und Kostenplan zugesagt. Wir werden weiter darüber berichten und mit unserem üblichen Optimismus bestimmt das zweite Rosenkinder Hostel für Jungen bei unserem nächsten Besuch im Februar 2023 feierlich eröffnen.

Wer denn mehr über unseren diesjährigen Aufenthalt in Sri Lanka erfahren möchte, schaue sich unseren Livebericht zu unserer Reise an.

6. Sonstige

Erwähnen bzw. erinnern möchte ich noch an unser geplantes Jahresprogramm 2022. Die 16. Mitgliederversammlung der Rosenkinder ist geplant bzw. schon gebucht für Sonntag, den 15. Mai 2022 in der Stadthalle in Uetersen um 15 Uhr. Neben der üblichen Agenda wird Melanie Bierut bestimmt eindrucksvoll von ihrer Zeit im Blinden- und Gehörlosenkinderheim in Mahaweewa berichten. Weitere Informationen bzw. den Rechenschaftsbericht 2021 des Vorstands werden wir ca. 4 bis 5 Wochen vorher verschicken. Den Termin für eine hoffentlich zahlreiche Teilnahme in der großzügigen Stadthalle sollte man sich aber schon heute notieren.

Für das geplante Benefiz Konzert mit Alabama Hot Six am Freitag, den 28. Oktober 2022 um 19 Uhr ist die Stadthalle Uetersen bereits auch gebucht.

Man sieht sich also hoffentlich bald. Bis dahin liebe Grüße und bleibt weiter gesund und munter und weiter den „Rosenkindern“ verbunden

Ihr / Euer

Dieter Kaske